Eine großartige interdisziplinäre Erfahrung war das Archivgespräch zu der von ViennAvant-Mitglied Heike Eipeldauer kuratierten Gerhard-Rühm-Ausstellung am 13. Dezember 2017, das Veronika Rudorfer gestaltete.
Gerhard Rühm ist als Komponist, Pianist, Performer, Literat und bildender Künstler ein Grenzgänger zwischen den einzelnen Kunstdisziplinen und einer der letzten Universalkünstler. Zwischen Wort und Bild, Sprache und Musik, Schrift und Zeichnung sucht Rühm eine stete Erweiterung medialer Ausdrucksformen, die auf konzeptuelle wie humorvolle Weise Sehgewohnheiten durchbrechen. Das Gegenwartserlebnis – das Jetzt – und die zeitliche Dimension von Sprache bilden ebenso zentrale Motive im Œuvre Rühms wie die sprachliche Konstituierung des Subjekts.
Zur experimentellen – „konkreten“ – Poesie gelangte der ausgebildete Komponist Rühm Anfang der 1950er-Jahre über die Beschäftigung mit Anton Webern. Im reaktionären Klima der österreichischen Nachkriegszeit gründete er gemeinsam mit Friedrich Achleitner, H.C. Artmann, Konrad Bayer und Oswald Wiener die legendäre „Wiener Gruppe“ (1954–1964), die an die radikalen Sprachexperimente von Expressionismus, Dada und Konstruktivismus anknüpfte. Mit den „Literarischen Cabarets“ (1958/1959) veranstaltete diese die ersten Happenings der Kunstgeschichte, die u.a. in der Zertrümmerung eines Klaviers durch Rühm und Achleitner gipfelten.
Die retrospektive Werkschau im Kunstforum zeigte exemplarisch das mehr als sechs Jahrzehnte umspannende Schaffen Rühms in seiner Vielfalt. Seine visuelle Poesie – zwischen Schrift und Bild pendelnde Typocollagen, Fotomontagen und Schreibmaschinenideogramme –, und deren musikalisches Pendant, die visuelle Musik, sowie gestische und konzeptionelle Zeichnungen und Schriftfilme wurden dabei ebenso präsentiert wie seine auditive Poesie, Chansons, Klavierstücke und Melodramen an der Schwelle von Sprache und Musik.
Am 24. November führte der Direktor Bernhard Fetz ViennAvant-Mitglieder durch die aktuelle Sonderausstellung „Im Rausch des Schreibens. Von Musil bis Bachmann“ im Literaturmuseum . Die aufregende Schau spürte den Zuständen von Euphorie und Entrückung nach, die das Schreiben hervorrufen kann und stellte auch jene literarischen Texte ins Zentrum, die in unterschiedlichsten Spielformen von Rausch und Genuss, von Trance, Ekstase und Körpergetriebenheit handeln. Vielerlei Substanzen beflügeln die literarische Fantasie. Aber auch äußerste Konzentration und Selbstdisziplin können notwendige Voraussetzungen für die literarische Arbeit sein. Das Spektrum reicht von der „Haschisch-Episode“ aus Ingeborg Bachmanns Romanfragment „Der Fall Franza“ über Mela Hartwigs Erzählband „Ekstasen“ bis hin zu jenen Rausch- und Wutexzessen, die in Heimito von Doderers Erzählwerk wiederkehrende Motive sind. Franz Kafkas asketisch-nüchterner Schreibstil trifft auf die ekstatischen Schriftbilder Gert Jonkes. Josef Winklers besessenes Schreiben steht neben den Korrektur-Exzessen von Karl Kraus.
Außergewöhnliche Original-Exponate, ergänzt durch fotografische (Selbst-)Inszenierungen und kulturhistorische Dokumente, beleuchteten das Spannungsverhältnis zwischen Schreibarbeit und literarischer Grenzerfahrung. Und das große Wissen von Bernhard Fetz machte den Nachmittag zu einer kostbaren Erfahrung.
Am 1. September lud Harald Krejci eine Gruppe aus dem ViennAvant-Netzwerk ein zu einem Archivgespräch in die von ihm kuratierte Ausstellung Linda Christanell. Picture again.
Foto: Ilse Chlan
Die Künstlerin und Filmemacherin Linda Christanell gilt seit Ende der 1960er-Jahre als eine Schlüsselfigur der österreichischen feministischen Avantgarde. Picture Again repräsentiert in einer retrospektiven Gesamtinstallation Werke der Künstlerin aus den letzten 50 Jahren und erläutert ihre Bildwelt. Die Ausstellung setzt Christanells Arbeiten räumlich miteinander in Beziehung. Einzelne Objekte – wie etwa Hutnadeln, Modeschmuck, Postkarten oder Spiegel – sind stets auch fotografische und filmische Vorlagen. Zeichnung, Text, Fotografie, Film, Plastisches und gefundene Objekte verflechten sich zu einer poetischen Bildergeschichte.
Foto: L.C., 1977 Archiv Linda Christanell
Als Pionierin der feministischen Kunst hat Linda Christanell einzeln und im Kollektiv wichtige gesellschaftspolitische Impulse gesetzt. Sie arbeitete zunächst in den Bereichen Malerei, Objektkunst, Installation, Performance sowie Fotografie und setzte sich ab Anfang der 1970er-Jahre intensiv mit dem bewegten Bild auseinander. Die Dekonstruktion von tradierten männlichen Blickmustern und das Hinterfragen der Funktionsmechanismen des Mediums Film stehen im Zentrum ihrer filmischen Arbeit. Weibliche Lebenswelten, gesellschaftliche Zuschreibungen, Körperlichkeit, Erotik und Sexualität sind Inspiration und Thema ihrer Werke. Picture Again präsentiert in einer retrospektiven Gesamtinstallation Werke der Künstlerin aus den letzten 50 Jahren und erläutert ihre Bilderwelt. Die Ausstellung setzt Christanells Arbeiten räumlich miteinander in Beziehung. Einzelne Objekte – wie etwa Hutnadeln, Modeschmuck, Postkarten oder Spiegel – sind stets auch fotografische und filmische Vorlagen. Zeichnung, Text, Fotografie, Film, Plastisches und gefundene Objekte verflechten sich zu einer poetischen Bildergeschichte. Als Pionierin der feministischen Kunst hat Linda Christanell einzeln und im Kollektiv wichtige gesellschaftspolitische Impulse gesetzt. Sie arbeitete zunächst in den Bereichen Malerei, Objektkunst, Installation, Performance sowie Fotografie und setzte sich ab Anfang der 1970er-Jahre intensiv mit dem Bewegtbild auseinander. Die Dekonstruktion von tradierten männlichen Blickmustern und das Hinterfragen der Funktionsmechanismen des Mediums Film stehen im Zentrum ihrer filmischen Arbeit. Weibliche Lebenswelten, gesellschaftliche Zuschreibungen, Körperlichkeit, Erotik und Sexualität sind Inspiration und Thema ihrer Werke. Picture Again präsentiert in einer retrospektiven Gesamtinstallation Werke der Künstlerin aus den letzten 50 Jahren und erläutert ihre Bilderwelt. Die Ausstellung setzt Christanells Arbeiten räumlich miteinander in Beziehung. Einzelne Objekte – wie etwa Hutnadeln, Modeschmuck, Postkarten oder Spiegel – sind stets auch fotografische und filmische Vorlagen. Zeichnung, Text, Fotografie, Film, Plastisches und gefundene Objekte verflechten sich zu einer poetischen Bildergeschichte. Als Pionierin der feministischen Kunst hat Linda Christanell einzeln und im Kollektiv wichtige gesellschaftspolitische Impulse gesetzt. Sie arbeitete zunächst in den Bereichen Malerei, Objektkunst, Installation, Performance sowie Fotografie und setzte sich ab Anfang der 1970er-Jahre intensiv mit dem Bewegtbild auseinander. Die Dekonstruktion von tradierten männlichen Blickmustern und das Hinterfragen der Funktionsmechanismen des Mediums Film stehen im Zentrum ihrer filmischen Arbeit. Weibliche Lebenswelten, gesellschaftliche Zuschreibungen, Körperlichkeit, Erotik und Sexualität sind Inspiration und Thema ihrer Werke. Picture Again präsentiert in einer retrospektiven Gesamtinstallation Werke der Künstlerin aus den letzten 50 Jahren und erläutert ihre Bilderwelt. Die Ausstellung setzt Christanells Arbeiten räumlich miteinander in Beziehung.
Die weiße Kugel, 1978. Archiv Linda Christanell, Foto: Margot Pilz
Einzelne Objekte – wie etwa Hutnadeln, Modeschmuck, Postkarten oder Spiegel – sind stets auch fotografische und filmische Vorlagen. Zeichnung, Text, Fotografie, Film, Plastisches und gefundene Objekte verflechten sich zu einer poetischen Bildergeschichte. Als Pionierin der feministischen Kunst hat Linda Christanell einzeln und im Kollektiv wichtige gesellschaftspolitische Impulse gesetzt. Sie arbeitete zunächst in den Bereichen Malerei, Objektkunst, Installation, Performance sowie Fotografie und setzte sich ab Anfang der 1970er-Jahre intensiv mit dem Bewegtbild auseinander. Die Dekonstruktion von tradierten männlichen Blickmustern und das Hinterfragen der Funktionsmechanismen des Mediums Film stehen im Zentrum ihrer filmischen Arbeit. Weibliche Lebenswelten, gesellschaftliche Zuschreibungen, Körperlichkeit, Erotik und Sexualität sind Inspiration und Thema ihrer Werke.
Foto: Objekt: Verschnürung, 1973, Archiv Linda Christanell
Picture Again präsentiert in einer retrospektiven Gesamtinstallation Werke der Künstlerin aus den letzten 50 Jahren und erläutert ihre Bilderwelt. Die Ausstellung setzt Christanells Arbeiten räumlich miteinander in Beziehung. Einzelne Objekte – wie etwa Hutnadeln, Modeschmuck, Postkarten oder Spiegel – sind stets auch fotografische und filmische Vorlagen. Zeichnung, Text, Fotografie, Film, Plastisches und gefundene Objekte verflechten sich zu einer poetischen Bildergeschichte. Als Pionierin der feministischen Kunst hat Linda Christanell einzeln und im Kollektiv wichtige gesellschaftspolitische Impulse gesetzt. Sie arbeitete zunächst in den Bereichen Malerei, Objektkunst, Installation, Performance sowie Fotografie und setzte sich ab Anfang der 1970er-Jahre intensiv mit dem Bewegtbild auseinander. Die Dekonstruktion von tradierten männlichen Blickmustern und das Hinterfragen der Funktionsmechanismen des Mediums Film stehen im Zentrum ihrer filmischen Arbeit. Weibliche Lebenswelten, gesellschaftliche Zuschreibungen, Körperlichkeit, Erotik und Sexualität sind Inspiration und Thema ihrer Werke.
In der Albertina
Am 7. Juli führte Antonia Hoerschelmann eine Gruppe des ViennAvant-Netzwerks durch die von ihr kuratierte Ausstellung Maria Lassnig – Zwiegespräche in der Albertina.
Es sind tiefgreifende Empfindungen, die im Zentrum des Schaffens von Maria Lassnig stehen. Das Sichtbarmachen von körperlichen Emotionen und das Nachspüren der Körperwahrnehmung bilden den Mittelpunkt ihrer Body-Awareness-Arbeiten. Humorvoll und ernst, sehnsuchtsvoll und gnadenlos bannt die Künstlerin ihre Selbstempfindung auf das Papier. Nicht was sie sieht, sondern wie sie sich spürt, wird zum Bild. Maria Lassnig zählt mit Louise Bourgeois, Joan Mitchell und Agnes Martin zu den wichtigsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Bereits früh macht sie ihren eigenen Körper zum Mittelpunkt ihrer Kunst, lange bevor Körperbewusstsein und das Verhältnis von Mann und Frau zentrale Themen der internationalen Avantgarde werden. Drei Jahre nach ihrem Tod würdigt die Albertina Lassnig mit einer Retrospektive des zeichnerischen Werks und führt rund 80 der schönsten Handzeichnungen der Künstlerin zusammen. Bislang völlig unbekannte Blätter erweisen sich in der Schau als Schlüsselwerke – gemeinsam mit Vertrautem werfen sie neues Licht auf ihr Konzept der Body-Awareness und erschließen neue Einblicke in das vielseitige Werk der Österreicherin. Z.B. auf 1978, wo sie ihren USA-Aufenthalt für ein Jahr unterbrochen hat und mit einem Stipendiums des Deutschen Akademischen Austauschdiensts in Berlin arbeitete. Dort trat sie in einen intensiven Dialog mit dem dort lebenden österreichischen Schriftsteller Oswald Wiener, der sich mit Denkpsychologie beschäftigt. Unter seinem Einfluss beginnt sie sich mit kognitionswissenschaftlichen Ideen zu befassen und erörtert Fragen der Wahrnehmung und der Selbstbeobachtung, um ihre kontinuierliche Suche nach dem Wesen des Körperbewusstseins auf eine wissenschaftliche Ebene zu heben. Ihre Erkenntnisse setzt sie in Körpergefühls- und Wahrnehmungsstudien um.
Maria Lassnig, Kopf, 1963. Aquarell. Albertina, Wien © 2017 Maria Lassnig Stiftung
Maria Lassnig, Selbstportrait als Playboystuhl, 1969. Gouache, Albertina, Wien © 2017 Maria Lassnig Stiftung
Maria Lassnig, Illustration eines Gedankens – „Les Antagonistes“, 1963. Kreide, Aquarell. Albertina – Dauerleihgabe der Oesterreichischen Nationalbank © 2017 Maria Lassnig Stiftung
Im Perinetkeller
Am 8. Mai gestaltete ViennAvant-Mitglied Helmut Neundlinger ein Archivgespräch mit dem Gründer von „Freibord“ Gerhard Jaschke im historischen Perinetkeller: In diesem Raum hatte 1962 mit einer dreitägigen Einmauerungsaktion die „Blutorgel“ mit Adolf Frohner, Otto Muehl und Hermann Nitsch stattgefunden.
Der Autor und Bildende Künstler Gerhard Jaschke hat die Wiener Avantgarde-Szene von ihren Anfängen an begleitet und 1967 zusammen mit Hermann Schürrer die Zeitschrift und Edition Freibord gegründet. In dieser verlegt Jaschke bis heute avantgardistische Werke verschiedenster Genres. Helmut Neundlinger bearbeitet den Vorlass von ihm. Das Gespräch brachte nicht nur die großen Linien der Entwicklung, sondern auch eine Fülle von Details ans Licht.
Im mumok
Am 30. März 2017 fand im mumok in der Ausstellung „Konstruktion_Reflexion. Werke aus der Sammlung Gertraud & Dieter Bogner“ eine Führung mit dem Sammlerehepaar statt. Die Schau zeigte eine Auswahl aus der Sammlung von Gertraud und Dieter Bogner, die sie 2007 dem mumok geschenkt haben und seitdem laufend ergänzen. Mit mehr als 100 Bildern, Skulpturen und Objekten sowie 300 Zeichnungen, Gouachen, Druckgrafiken, Autografen, Künstler_innenbüchern und Archivalien handelt es sich um die bisher größte zusammenhängende Donation an das Museum.
Entgegen Trends der Zeit spielte für die Bogners stets der „Inhalt“ als Kategorie konstruktivistischer, geometrisch-abstrakter und konzeptueller Kunst eine zentrale Rolle. Das Wechselspiel zwischen Formen und Inhalten bzw. die Politik der Form als Inhalt werden in der Ausstellung in unterschiedlichen, miteinander vernetzten Themenblöcken vorgestellt. Zentrale Motive sind dabei Theoriebezüge von Malerei und Farbe, die Reflexion von Geschichte und Gesellschaft oder das Verhältnis von Architektur, Skulptur und Abstraktion in der Tradition einer kritischen Moderne.
Konstruktion_Reflexion war ein lebendig-sinnliches wie auch ein von analytischer Präzision getragenes Zusammentreffen von Installationen, Bildern, Videos, Fotos, Texten und Publikationen von Robert Adrian X, Hartmut Böhm, Heinz Gappmayr, Dan Graham, Thomas Kaminsky, Richard Paul Lohse, Dorit Margreiter, Dóra Maurer, François Morellet, museum in progress, Jorrit Tornquist, Peter Weibel, Heimo Zobernig und anderen Künstler_innen.