Der Körper als Absicht, Ereignis und Ergebnis
Ausgehend von Günter Brus‘ programmatischen Ausspruch „Mein Körper ist die Absicht, mein Körper ist das Ereignis, mein Körper ist das Ergebnis“ (1965) zum Auftakt seiner „Selbstbemalungen“ (1964‒67), die Peter Weibel als Inkunabel für den Paradigmenwechsel in den sechziger Jahren von der Malerei zur Aktion, vom Tafelbild zum Körper, von der Illusion zur Wirklichkeit“ bezeichnete, beleuchtet der Beitrag an ausgewählten Werken die Trias „Körper, Medium, Bild“ in der österreichischen Kunst nach 45. Im Zentrum der Ausführungen stehen dabei das Zeichensetzen auf dem eigenen Körper sowie der Körper als Zeichenträger – etwa in Brus „Zerreißprobe“ (1970), der „Body Sign Action“ (1970) von VALIE EXPORT oder den „Body Sculptures“ von Flatz.
Dabei wird ein Aufgreifen und Fortführen der Errungenschaften des Wiener Aktionismus wie auch der feministischen Aktionskunst von VALIE EXPORT genauso thematisiert wie ein bewusstes Abgrenzen und eine -reflektierende Auseinandersetzung österreichischer GegenwartskünstlerInnen mit dem bildlichen Erbe des Wiener Aktionismus – etwa in den Arbeiten von Carola Dertnig, die in ihrer Serie „Lora Sana“ (2004–2006) Aktionsfotos von Hermann Nitsch, Otto Muehl und Rudolf Schwarzkogler durch Überarbeitung einer kritischen Sichtung unterzieht und somit einen veränderten Blick auf die einflussreichste und zugleich umstrittensten Richtung der österreichischen Kunst nach 45 ermöglicht.
Johanna Schwanberg, Univ. Ass. Dr. Universitätsassistentin für Kunstwissenschaft und Ästhetik in Linz, Forschungsschwerpunkt: Beziehung zwischen Literatur und bildender Kunst in Österreich nach 1945. Promovierte über die Bild-Dichtungen von Günter Brus (publiziert im Springer Verlag, Wien, New York 2003). Tätigkeit als Ausstellungskuratorin, etwa „Kreuzungspunkt Linz“ im Lentos im Rahmen von Linz 09 (Mai-Aug. 2009, gemeinsam mit Dieter Buchhart). Zahlreiche Veröffentlichungen als Kunst- und Literaturkritikerin für „Parnass“, „spectrum“ der „Presse“, das Feuilleton der „Furche“, „Literatur und Kritik“ sowie für die Ö1-Serie „Gedanken für den Tag“.