Die Wiener Avantgarden nach 1945 traten in der besonderen sozio-historischen Situation des von den Alliierten besetzten und zum Teil noch von faschistischem Gedankengut geprägten Nachkriegsösterreichs als prononcierte Haltung auf. Trotz der produktiven und innovativen Kraft, die von ihren transdisziplinär vernetzten, aber auch konfliktfreudigen Akteuren und Akteurinnen ausging, haben diese Wiener Avantgarden bis heute noch nicht den ihrer Bedeutung und ihren Auswirkungen entsprechenden Platz im internationalen kunst- und kulturwissenschaftlichen Diskurs.
Um das zu ändern hat sich im Juni 2005 eine multidisziplinäre ForscherInnengruppe zu einer integrativen Erfassung, Aufarbeitung und zusammenfassenden Darstellung der Strömungen der Wiener Nachkriegsavantgarden und ihrer österreichweiten wie internationalen Vernetzungen zusammengefunden und sich Ende 2006 als Verein viennAvant konstituiert.
Zur Wien bezogenen Arbeit von viennAvant
In den disziplinenübergreifenden Diskussionen wurde im Laufe des Jahres 2008 klar, dass der Forschungsbereich im Kontext der gesamtösterreichischen sowie der europäischen Nachkriegsentwicklung betrachtet werden müsse. In diesem Sinn erweitert viennAvant schrittweise seine Tätigkeit.
Avantgarden in Österreich nach 1945
Zum Aufbau eines europäischen Netzwerks Avantgardeforschung
Im Team arbeiten hervorragende Fachleute aus Literaturwissenschaft, Theaterwissenschaft, Geschichte, Urbanistik, Soziologie, Politikwissenschaft, Kunstgeschichte, Architektur, Musikwissenschaft, Free Jazz, Medientheorie und Filmwissenschaft, Daten- und Projektmanagement zusammen.
ViennAvant hat sich damit zu einem außerordentlichen Kompetenzenpool entwickelt und ist durch das Zusammenführen und Bündeln einer großen Zahl von Kontakten zu universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen im In- und Ausland, zu Kunstschaffenden, Archiven, Museen, Galerien, Konzertveranstaltern und Festivals national wie international und zu den verschiedensten Institutionen ein Lobbyist für die Aufarbeitung dieser Epoche geworden.
Ziele
→ Strukturelle Vernetzungsarbeit im Feld der Avantgardeforschung
→ Quellenerfassung und -sicherung durch Interviewreihen
→ Verankerung des Begriffs „Wiener Avantgarde nach 1945“ im
internationalen Kunstdiskurs durch Symposien und Forschungsprojekte
→ Präsentation der Ergebnisse durch eine Großausstellung
→ Kontextualisierung relevanter Einzelprojekte
→ Dokumentation in einer Datenbank
Der Komplexität der Thematik entsprechend arbeitet ViennAvant an einem großen, aus mehreren Modulen bestehenden Vorhaben:
Gesprächsreihe
Von den Teammitgliedern werden Veranstaltungen zusammen mit universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen organisiert, um mit einer interessierten Öffentlichkeit verschiedene Aspekte und Fragen des Themenbereichs zu diskutieren.
Archivgespräch
Universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, die in einer Partnerschaft stehen, laden die Mitglieder von viennAvant zu Archivgesprächen ein. Dabei besuchen die Forscherinnen und Forscher der verschiedensten Disziplinen eine avantgarderelevante Ausstellung oder Präsentation oder besichtigen das jeweilige Archiv und haben Gelegenheit, inhaltliche wie methodischen Fragen mit den verantwortlichen KuratorInnen zu diskutieren.
Zur Dokumentation der Archivgespräche von ViennAvant
Symposien
Vom 21. – 23. Oktober 2009 fand in der Österreichischen Akademie der Wissenschaften das Symposium “Teststrecke Kunst. Wiener Avantgarden nach 1945” statt, bei dem die theoretischen Grundlagen und die Definition der Wiener Avantgarden dieser Epoche sowie methodische Ansätze vergleichbarer Projekte diskutiert wurden.
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Publikationen
2011 ist eine umfangreiche Dokumentation des Symposiums “Teststrecke Kunst. Wiener Avantgarden nach 1945” im Sonderzahlverlag erschienen.
2015 erschien nun im Verlag der Provinz die Publikation “Schmäh als ästhetische Strategie der Wiener Avantgarden” im Nachhang des Panels einer ViennAvant-Gruppe bei der EAM 2014-Konferenz in Helsinki
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Forschungsprojekte
Aus den im Symposium aufgetauchten Fragestellungen sollen multidisziplinäre Forschungsprojekte entwickelt werden. Eine Publikationsreihe ist angedacht.
Ein wesentliches Desiderat ist eine Interviewreihe mit den verschiedensten Persönlichkeiten – KünstlerInnen, AkteurInnen aus Kulturpolitik, Veranstaltungs- und Vermittlungskontext sowie ZeitzeugInnen – zur Erfassung der Oral History, zur Sicherung des Materials und der Evidenz der privaten Archive.
Ausstellung
In einer Ausstellung sollen Objekte von zeitlichen und inhaltlichen Zusammenhängen auch räumlich aufeinander treffen und so ein lebendiges Avantgarden-Bild vermitteln. Ein Begleitkatalog dient der Dokumentation der Forschungsergebnisse sowie zur Präsentation für eine breitere Öffentlichkeit.
Datenbank
Eine Datenbank zur Wiener Kunstavantgarde 1945 – 1975 wird aus den Modulen „Symposien“, “Forschungsprojekte” und „Ausstellung“ und entwickelt. Darin sollen nicht nur die Ergebnisse abgespeichert und dauerhaft zugänglich gemacht werden, sondern auch Dokumente virtuell präsentierbar bleiben. Ziel ist die Schaffung einer Datenbank für Forschende und Studierende, die durch ihre Transdisziplinarität von Materialien, Quellen- und Textverweisen, eine umfassende Sicht auf diese bislang wenig beachtete Kulturepoche ermöglichen wird. Dieses Modell eines fortschrittlichen Tools von Wissensmanagement ist ein Pilotprojekt, das in Hinblick auf die Verknappung öffentlicher Mittel zukunftsweisend und von höchster Bedeutung ist.
Interdisziplinärer Diskurs
ViennAvant zielt jedoch nicht nur auf öffentlich wahrnehmbare “Produkte” ab. Durch die Förderung des interdisziplinären Diskurses innerhalb der Kultur- und Geisteswissenschaften gibt viennAvant auch starke Impulse für einen Modernisierungsschub und Bedeutungsgewinn dieses Felds.
Weitere Informationen zu den beteiligten Forscherinnen und Forschern
ViennAvant ist gefördert von der Kulturabteilung der Stadt Wien