“Teststrecke Kunst. Wiener Avantgarden nach 1945” – Panel-Block I
21. – 23. Oktober 2009, Österreichische Akademie der Wissenschaften
Ziel dieses Panel-Blocks war die Rekonstruktion des zeitgeschichtlichen, räumlich-lokalen, soziokulturellen und theoretischen Kontextes der Wiener Avantgarde nach 1945.
Zusammenbruch des Dritten Reichs, Besatzungszeit und Wiederaufbau bilden den zeitgeschichtlichen Hintergrund einer beginnenden Avantgarde. Die reaktionär ausgerichtete Hochkultur und das Kleinbürgertum wurden von den jungen Avantgardisten als „Gegner“ und als Zielschreibe definiert für ihre ästhetischen Interventionen. Provokation wurde erstmals als zentrales ästhetisches Mittel der Veranstaltung (Wiener Gruppe bis Wiener Aktionismus) eingesetzt. Trotz gegensätzlicher Positionen bildeten die Akteure und Akteurinnen ein dichtes trans-disziplinäres Netzwerk. Kaffeehäuser, Clubs oder Galerien waren Orte der Reflexion, Produktion und Inszenierung dieser Avantgarden.
Welchen Einfluss hatte die besondere Topographie und Kommunikationsstruktur von Wien auf die „Effizienz“ der Wiener Avantgarde mit ihrer Überschreitung der Kunstsparten und einer Umcodierung von Kunst?
Lassen sich Bezüge zu den spezifischen Wiener Theorie- und Praxisfeldern rekonstruieren: Wiener Kreis, Fritz Mautner, Ludwig Wittgenstein, Wilhelm Reich, Arnold Schönberg, Karl Kraus, Adolf Loos?
In wie weit konnte an die durch die NS-Zeit weitgehend zerstörte lokale „Knowledge Base“ der Wiener und internationalen Moderne angeschlossen werden?
Welche Einflüsse bzw. Wechselwirkungen lassen sich zwischen der Wiener Avantgarde und internationalen Avantgarden zwischen 1950 und 1975 darstellen?
Sind die Unterschiede zu den anderen Zentren der Avantgarde nach 1945 in lokalen Traditionen der respektiven Städte (Paris, New York, Mailand) begründet?